mit Richard David Precht
Unser Gast in dieser Folge ist Richard David Precht, Schriftsteller, Philosoph, Publizist und Moderator.
Seit seinem sensationellen Erfolg mit »Wer bin ich – und wenn ja, wie viele?« waren alle seine Bücher zu philosophischen oder gesellschaftspolitischen Themen große Bestseller und wurden in mehr als vierzig Sprachen übersetzt. Seit 2012 moderiert Richard David Precht die Philosophiesendung »Precht« im ZDF. Sein neuestes Buch erschien vor wenigen Wochen im Goldmann Verlag und heißt: „Freiheit für alle: das Ende der Arbeit, wie wir sie kannten“. Und darüber sprechen wir mit Richard in diesem augenöffnenden, viele Fächer streifenden und mitreißenden Gespräch.
Wir erleben eine enorme technische Revolution – der Beginn des zweiten Maschinenzeitalters. Seit mehr als 10 Jahren befasst sich Richard David Precht intensiv mit der Digitalisierung. Je tiefer er in diese Materie eindrang, umso klarer wurde ihm, dass der Sozialstaat, wie wir ihn kennen, das zweite Maschinenzeitalter nicht überlebt. Wenn Technik und Wirtschaft sich derart verändern, verändert sich selbstverständlich auch die Gesellschaft. Vielleicht sollten wir daher anstatt von einer digitalen Transformation lieber von einer Gesellschaftsrevolution sprechen. Wir kommen in eine Gesellschaft, wo die vorgefundene Arbeit insgesamt weniger und die selbstgesuchte Arbeit größer, wo mittel- bis langfristig die Anzahl der Freizeit größer und die Anzahl der bezahlten Arbeit kleiner wird. Das wird vieles umwälzen. Was wird aus der Arbeitswelt, wie wir sie kannten? Was bedeutet das für Bildung und Weiterbildung? Wie könnte ein wirklich bedingungsloses Grundeinkommen zur zukünftigen Sinngesellschaft sinnvoll beitragen? Was sagen die Dichter und Denker der Geschichte? Und was für eine Vision dazu für die Zukunft der Arbeit, der Bildung und der Gesellschaft hat Richard David Precht?
Von einem Arbeitsethos, das aus dem Christentum stammt, über die Systemarchitektur und die Grenzen der Elastizität des Bildungssystems hin zu Umschulungen oder lieber betriebliche Weiterbildung, die intrinsische Motivation und Rechenbeispiele für ein bedingungsloses Grundeinkommen, das die Motivation zur Arbeit sogar in manchen Fällen steigern könnte. Eines dabei bleibt sicher: Wir sollten nicht versuchen, mit veralteten verkrusteten Strukturen die positive Dynamik aufzuhalten, die durch die Digitalisierung kommt. Wir sollten vielmehr Kinder und auch Mitarbeitende befähigen, in einer sehr komplexen Welt und Arbeitswelt sich zurecht zu finden und ihren eigenen Weg zu gehen. Dann ist das vielleicht das Ende der Arbeit, wie wir sie kannten, die lang-ersehnte Freiheit für Alle.
Ach ja, warum Philosophen nicht gerne Auto fahren, warum die Schiffe des Bildungssystems schwer beladen sind, wie Mary Shelley, die Autorin von Frankenstein, mit der Erlösung von Menschen von einseitigen Tätigkeiten durch Maschinen verwandt ist, und warum und wo Richard David Precht uns ein bisschen mehr Harry Potter und Hogwarts wünscht? 😊 – Einfach reinhören!